Der Moderator: Steven Gaetjen

Seit fast zwanzig Jahren berichtet er live von den Oscars und bringt die amerikanischen Superstars wie Brad Pitt, Angelina Jolie, Tom Hanks oder Will Smith ins deutsche Fernsehen: der Moderator Steven Gaetjen. 

Doch die USA bedeuten für ihn viel mehr: eine Kindheit zwischen Swimmingpools in Arizona; tagelange Ausflüge nach Disneyworld in Florida; der erste Job als Hilfskellner in Virginia, für 2.50 USD die Stunde; Beach Volleyball am Strand von Los Angeles mit einem jungen Schauspieler – seinem Bruder Andy. „Wenn ich irgendwo in Amerika aus dem Flugzeug steige und die Luft einatme, dann ist das für mich nach Hause kommen“, sagt Steven Gaetjen.

1972 kommt er in Phoenix als Kind deutscher Expats zur Welt, seine Mutter bekommt ihn und seine Brüder „eher aus Langeweile“, während der Vater Karriere als Arzt macht. Die Familie zieht einige Jahre später nach Hamburg, doch Steven kehrt immer wieder zurück: High School, Studium und sogar die ersten Gehversuche im Fernsehen – all das erlebt er in seinem Geburtsland. „Ich hätte es auch da schaffen können“, sagt er. Ein Jobangebot zieht ihn nach dem Studium schließlich ins deutsche Privatfernsehen.

Als ihn 1992 Pro7 zum ersten Mal zur Oscar-Verleihung schickt – „das war reines Glück!“ – kann er nicht ahnen, dass die Interviews am roten Teppich sein Markenzeichen werden. Jedes Jahr wühlt er sich seither tief hinein in die Leben der Stars, um im richtigen Moment die richtige Frage zu stellen. „Wir haben immer eine dicke A-Z-Mappe dabei, mit allen Nominierten und Fragen für jeden. Wenn ich jemanden anspreche, dann suche ich nach einem positiven Einstieg, der klar macht, dass ich die Person gut kenne, auch wenn sie mich nicht kennt.“ Inzwischen muss er während der mehrstündigen Live-Marathons aber weniger betteln. Nach zwei Jahrzehnten gehört er nicht nur für die Fernsehzuschauer zum Oscar-Inventar, sondern auch für manche Stars. „Tom Cruise zum Beispiel vergisst nichts. Der Typ ist unglaublich. Letztes Mal kam er auf mich zu und meinte als erstes: ‚wie war’s mit deiner Mom in New York?’ Er hatte sich von unserer letzten Begegnung gemerkt, dass ich eine Reise mit meiner Mutter geplant hatte.“

Was Steven bei US-Stars im Vergleich zu deutschen Pendants auffällt, ist die Professionalität. „In Deutschland höre ich oft: ‚Och, die Frage haben mir die anderen zwei auch schon gestellt." Will Smith kriegt die selbe Frage auf Pressetour wahrscheinlich 8.000 Mal – trotzdem antwortet er jedes Mal freundlich.“ Auch bei vielen Preisverleihungen, die er moderiert, geht ihm etwas ab: „Die Leichtigkeit. Wir Deutschen können uns nicht selber feiern, das ist uns peinlich. Und das nervt mich.“ Trotzdem bricht er eine Lanze fürs deutsche Fernsehen. „Wir haben in Deutschland weniger Teleprompter und mehr Freiheit, Spontaneität, Flexibilität. Und wir haben Set Designer und die Producer, die echt geiles Fernsehen machen. Da stehen wir in nichts nach.“

In der 36. Folge des Wunderbar Podcasts besprechen wir auch, warum Steven einst ein Restaurant in New York besaß – und wie er seinen Lebensabend mit Schokoladenkeksen am Manhattan Beach verbringen will. Viel Spaß!

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