Alexander Demling, wie schreibt man über das Silicon Valley?

Das Silicon Valley ist ein verrückter Ort: eine Ansammlung kleiner Städtchen nördlich von San Francisco, die dank Chip-Herstellern und Internetboom zum Wallfahrtsort für Unternehmer wurden. "Als Ort eigentlich nicht sehr spannend", sagt SPIEGEL-Korrespondent Alexander Demling, der für das größte deutsche Nachrichtenmagazin aus dem Silicon Valley berichtet. "Aber die Menschen sind irre."

Alexander Demling, wie schreibt man über das Silicon Valley?

Im Gespräch mit dem gebürtigen Franken, der seit gut zwei Jahren mit Partnerin und Kind in San Francisco lebt, wird schnell klar: Dem Hype um das Silicon Valley ist er ebenso wenig erlegen wie dem Sarkasmus, der manchmal mitschwingt, wenn Journalist*innen über die globalen Fantasien kalifornischer Gründer schreiben.

Trotz Pandemie ist er fast täglich rund um die Universität Stanford unterwegs, um Menschen zu treffen, die für Apple, Google, Intel und Co rackern. Und er versucht, bei den großen Visionären in den Maschinenraum zu kucken. Zum Beispiel bei Peter Thiel, dem wahrscheinlich mächtigsten Deutschen im Valley, der Aktien und Politiker kauft, wenn sie auf dem Boden liegen. Oder bei Sebastian Thrun, der fliegende Taxis baut. Oder bei Alex Blania, einem Student, der gerade den “Worldcoin” mitentwickelt – eine Kryptowährung für die Welt, die allen Menschen gedeihen soll, die bereit sind, ihre Netzhaut scannen zu lassen.

Vor dem SPIEGEL schrieb Alexander fürs Handelsblatt aus dem Valley. Dann bekam er, der früher bei Spiegel Online arbeitete, von ehemaligen Kollegen angeboten, vor Ort den Arbeitgeber zu wechseln. Das ist für deutsche Journalisten selten – und hat in seinem Fall “das deutsche Sozialsystem überfordert”. Mitsamt Familie musste Alexander einige Zeit zurück nach Deutschland, um den neuen Job überhaupt antreten zu können. Von einem Hügel in San Francisco unweit des Golden Gate Park beobachtet er nun die Tech-Trends für den SPIEGEL und ist froh, nicht mehr nur tagesaktueller Reporter zu sein, sondern auch tiefer in Geschichten einzusteigen zu können.

Einfacher wird sein Job nicht. Gründer, Investoren und lokale Legenden wie Elon Musk, Tim Cook oder auch Peter Thiel geben fast gar keine Interviews mehr. Soziale Medien sind ihre Sprachrohre. Alexander hält dagegen. “Elon Musk kann den ganzen Tag twittern und seine Fans werden das positiv aufnehmen, aber daraus entsteht kein Gespräch mit der Gesellschaft." Im Gegenteil, er argumentiere an vielen Sorgen der Gesellschaft völlig vorbei, zum Beispiel der Angst vor dem selbstfahrenden Auto. "Und da haben Medien eine wichtige Rolle: zwischen Gesellschaft und Gesprächspartner zu stehen und zu vermitteln.

Warum Alexander trotz der steilen Straßen San Franciscos nur Fahrrad fährt, wie er auf die Zukunft des Internets blickt und warum er beim Schreiben an seine Freunde im fränkischen Forchheim denkt – das alles und mehr in dieser 40. Episode von Wunderbar Together.

 

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